Bogenschießen im Verein - Bogensportverbände in Deutschland und der Welt
Bogenschießen kann man grundsätzlich überall dort ausüben, wo niemand durch die umherfliegenden Pfeile gefährdet werden kann, z.B. auf einer ausreichend großen Wiese mit überschaubarer Umgebung.
Solange man sein Hobby jedoch alleine ausübt entstehen üblicherweise Probleme, die man ohne vorhandene Erfahrung oftmals nicht in den Griff bekommt. Dies fängt bei der passenden Materialauswahl an und hört beim beobachteten Schießtraining noch nicht auf. Ohne Hilfe durch erfahrene Schützen kann es dazu führen, dass man nicht so gut trifft wie man es gerne haben möchte und schließlich schnell die Lust am Bogenschießen verliert.
Abhilfe schafft hier der Beitritt zu einem Bogensportverein oder einer Bogensportabteilung eines größeren Turn- oder Sportvereines. Hier treffen sich Gleichgesinnte, die so manche Fehler selbst ausprobiert und daraus gelernt haben, sodass der Anfänger auf deren Erfahrung zurückgreifen kann und nicht die gleichen Fehler selber machen muss. Zudem bietet das Vereinsleben neben dem eigentlichen Schießsport vielfältige Möglichkeiten, weshalb jedem Interessierten die Vereine des Rheinischen-Schützenbundes empfohlen werden können.
Nun taucht hier die Bezeichnung Rheinischer-Schützenbund auf, im weiteren kurz RSB genannt. Hierbei handelt es sich um den übergeordneten Landesverband der wiederum Mitglied im Deutschen Schützenbund (DSB) ist. Nur wenn man bei einem Verein Mitglied ist der diesem Verband angehört, hat man die Möglichkeit - wenn man denn gut genug dafür ist - an den nationalen und internationalen Meisterschaften teilzunehmen. Die Grenzen der Landesverbände fallen nicht zwangsläufig mit den Grenzen der Bundesländer zusammen. Der RSB erstreckt sich z.B. von Rheinland-Pfalz (Idar-Oberstein) bis ins Ruhrgebiet (Oberhausen) und von Aachen bis ins Sauerland.
Neben dem DSB, in dem auch eine Vielzahl anderer Schießsportdisziplinen organisiert sind (wie z.B. Luftgewehr, Kleinkaliber usw. sogenannte Knallschützen) gibt es weitere Bogensportverbände. Einer davon ist der Deutsche Feld-Bogen Verband (DFBV) - ein Zusammenschluss der Bogenschützen, die hauptsächlich in Wald und Feld dem Feldbogenschießen nachgehen. Diese Disziplin kann man zwar auch im DSB bzw. RSB ausüben, jedoch nicht in der Vielzahl der möglichen Bogenklassen und Wettkampfarten.
Beim DFBV handelt es sich also um einen Spezialverband, der sich hauptsächlich dem Feldbogenschießen verschrieben hat. Aber auch der DFBV führt im Winterhalbjahr Meisterschaften in der Halle auf 18 m Wettkampfentfernung durch, jedoch nach eigenen Regeln die nicht eins zu eins mit denen des DSB übereinstimmen. Als Mitglied im DFBV kann man an internationalen Feldbogenmeisterschaften Teilnehmen, da dieser Verband einer internationalen Vereinigung von Feldbogenschützen angehörig ist. Der DSB und DFBV kooperieren in manchen Bereichen und tolerieren sich gegenseitig.
Weiterhin gibt es noch den Deutschen Bogensport Verband (DBSV), ein Überbleibsel des ehemaligen nationalen Bogensportverbandes der DDR, mit seinem Landesverband für gesamt NRW - dem Bogensportverband Nordrhein-Westfalen (BVNW). Nach Aussage der BVNW-Homepage, wurde dieser Verband 1959 als nationaler Bogensportverband der damaligen DDR in Zittau gegründet. Nach der Wende 1990 kam keine Vereinigung des DBSV mit dem Deutschen Schützenbund zu Stande, da man in diesem Verband Bogensport nur nach den Wünschen der Bogensportler betreiben möchte, ausschliesslich nach Bogensportregeln, unabhängig vom Regelwerk der anderen Schiesssportdiziplinen.
In diesem Verband tummeln sich also diejenigen, die der Meinung sind, dass alle Bogenschützen sich selbst organisieren sollten und nicht dem Deutschen Schützenbund angehörig sein wollen, bzw. historisch bedingt diesem Verband schon länger angehören. Darin liegt auch offenbar die Grundlage, weshalb der DSB den DBSV als konkurrierenden Verband ansieht und es den beiden Verbänden scheinbar schwer fällt, miteinander zu kooperieren.
Ein großer Nachteil ist, dass der DBSV (BVNW) im Vergleich zum DSB (RSB und WSB) sehr wenige Mitglieder hat, kein international anerkannter Verband ist und deshalb niemals Aktive zu den Meisterschaften wie z.B. den Olympischen Spielen entsenden kann. Durch die fehlende internationale Anerkennung bleibt diesem Verband auch die nationale Sportförderung verwehrt, weshalb z.B. der Mitgliedsbeitrag im Vergleich zum DSB (RSB) sehr viel höher ist, da der DBSV sich durch die Beiträge der Verbandsmitglieder finanzieren muss. Diese argumentieren dann zwar, die Gelder nur für die Bogenschützen auszugeben, ob dies aber förderlich ist, wage ich zu bezweifeln.
Meiner Meinung nach, trägt der DBSV (BVNW) nichts dazu bei, unseren Sport zu fördern, außer dass es ein paar mehr "Deutsche Meister" oder "Landesmeister" gibt, wobei oftmals die Qualifikation in der Anreise zum Wettkampfort liegt. Man sollte sich ernsthaft fragen, ob ein eigenständiger Verband für unsere Randsportart auf Dauer sinnvoll ist, oder ob es nicht vorteilhafter wäre einer großen Gemeinschaft anzugehören, auch wenn man unterschiedliche Sportgeräte verwendet.
Leider ist in der Öffentlichkeit der Unterschied zwischen den Verbänden kaum zu erkennen. Ähnlich wie im Boxsport hat man seine Schwierigkeiten die Vielzahl der amtierenden Meister auseinander zu halten. Deshalb zur Wertigkeit mancher "Meister" eine kurze Gegenüberstellung der diesjährigen FITA-Meisterschaften (2005) auf Landesebene, also RSB bzw. BVNW.
Der Vergleich ist etwas schwierig (offenbar von den Verbänden so gewollt), da verschiedene Disziplinen geschossen werden. Beim RSB wird nur noch die olympische Runde (2x36 Schuss auf 70m bzw. kürzere Distanzen für Schüler und Jugendklassen) mit anschließendem Finale (jedoch nur in den Damen und Schützenklasse Recurve und Compound) geschossen. Beim BVNW wird die interessantere FITA-Runde, bestehend aus vier verschiedenen Distanzen (z.B. in der Schützenklasse je 36 Schuss auf 90m, 70m, 50m und 30m) ausgetragen.
Geschossen haben beim RSB 227 Teilnehmer in 24 verschiedenen Klassen, die sich zuvor auf den jeweiligen Bezirksmeisterschaften qualifizieren mussten. Als Beispiel für die hervorragende Konkurrenz sei die Schülerklasse A genannte, wo 31 Teilnehmer antraten.
Beim BVNW waren insgesamt nur 128 Teilnehmer (Teilnehmer aus "*"-Klassen mitgezählt), dafür aber in 35 verschiedenen Klassen ("*"-Klassen nicht mitgezählt) am Start. So gab es hier auch Blank-, Jagd- und Langbogenklassen, die beim RSB (DSB) fehlen. Ob es einer schießsportlichen Qualifikation auf vorhergehenden Bezirksmeisterschaften bedurfte, oder ob jeder der zur Landesmeisterschaft hinwollte auch hinkam, ist mir leider nicht bekannt.
Erschreckend ist, dass es beim BVNW 24 Klassen ("*"-Klassen nicht mitgezählt) gab die mit max. 3 Teilnehmern besetzt waren! Also holte man schon Edelmetall, wenn man nur mitschoss. Darunter waren sogar 9 Klassen mit nur je einem einzigen Teilnehmer am Start! Hier war also schon das ankommen mit dem Auto für den Sieg und dem anschließenden Landesmeistertitel verantwortlich. Im Gegensatz hierzu, waren beim RSB nur vier Klassen mit drei Startern und drei Klassen mit weniger Teilnehmern am Start, sodass man hier in den meisten Klassen von einer Konkurrenz sprechen konnte. Um bei der Klasse des obigen Beispiels zu bleiben, traten in der vergleichbaren Schülerklasse Recurve U14 nur 10 Starter an, also knapp ein Drittel der Teilnehmer im RSB.
Somit relativiert sich manch Titel doch erheblich, wenn oftmals keinerlei schießsportliche Leistung notwendig war, um sich anschließend Meister zu nennen.
Links zu den deutschen und diesen übergeordneten internationalen Verbänden:
Deutscher Schützenbund und Rheinischer Schützenbund und
Federation Internationale de Tir a l'Arc - FITA
Deutscher Feldbogen Sportverband und
International Field Archery Association - IFAA
Deutscher Bogensportverband und Bogensportverband Nordrhein-Westfalen
Abteilung Bogensport des Deutschen Behindertensportverband (DBS) e.V. und Behinderten-Sportverband NRW
und IPC Archery
nach oben
|